Die Mobile-Gaming-Branche wurde durch hochbudgetierte RPGs mit offener Welt, tiefgründiger Handlung und Anime-inspirierter Ästhetik revolutioniert. In diesem Zusammenhang hat „Wuthering Waves“ von Kuro Game, das im Mai 2024 weltweit veröffentlicht wurde, sofortige Vergleiche mit „Genshin Impact“ von miHoYo ausgelöst. Doch kann dieser Newcomer tatsächlich mit einem der größten Titel der Mobile-RPG-Geschichte mithalten? In diesem Artikel analysieren wir Gameplay-Mechaniken, Entwicklungsstrategie und Spielerfeedback, um eine fundierte Einschätzung auf Basis aktueller Daten und Fachanalysen zu geben.
„Wuthering Waves“ kombiniert rasantes Echtzeit-Kampfsystem mit vertikaler Open-World-Erkundung. Im Gegensatz zu „Genshin Impact“, das auf ein gruppenbasiertes Wechselsystem setzt, bietet „Wuthering Waves“ komplexe Kombos, präzises Ausweichen und individuell steuerbare Charaktere, sogenannte Resonatoren, mit einzigartigen Fähigkeiten.
Das Kampferlebnis wirkt unmittelbarer und weniger abhängig von Elementarkombinationen. Stattdessen stehen Reaktionsgeschwindigkeit und Angriffsmuster im Vordergrund. Die Fortbewegung überzeugt durch Funktionen wie Wandlaufen, Gleiten und Doppelsprünge – selten in Mobile-Games. Das Gameplay fühlt sich insgesamt direkter und interaktiver an als bei Genshin.
Spieler loben Steuerung und Animationen auf High-End-Geräten. Allerdings gibt es bei Mittelklasse-Smartphones gelegentlich Performance-Probleme, insbesondere bei massiven Gegnergruppen oder komplexen Spezialeffekten.
Wie viele Genrevertreter setzt „Wuthering Waves“ auf ein Gacha-System. Spieler sammeln Figuren über eine Währung, wobei die Ausbeute etwas großzügiger ausfällt als bei der Konkurrenz. Dies erleichtert auch Gelegenheitsspielern den Zugang zu seltenen Charakteren.
Der Spielfortschritt basiert auf täglichem und wöchentlichem Content, Crafting und Aufwertungen. Diese Systeme sind komplexer als in „Genshin Impact“, was Hardcore-Spieler erfreut, Einsteiger aber überfordern könnte. Die Ressourcenverwaltung erfordert strategisches Denken.
Seit Release punktet Kuro Game mit regelmäßigen Updates und großzügigen Belohnungen. Die Veröffentlichung neuer Story-Kapitel erfolgt planmäßig, was das Vertrauen der Community stärkt und Hoffnung auf langfristige Unterstützung gibt.
Optisch hebt sich „Wuthering Waves“ deutlich ab. Der visuelle Stil ist düsterer, inspiriert von postapokalyptischer Science-Fiction. Statt bunter Fantasy-Welten wie in „Genshin Impact“ erwartet die Spieler eine mysteriöse Atmosphäre in einer untergegangenen Zivilisation – Solaris-3.
Das Charakterdesign ist dezenter und erwachsener, mit einem Fokus auf subtile Mimik. Die Vertonung in mehreren Sprachen (u. a. Englisch, Chinesisch und Japanisch) unterstreicht die emotionale Tiefe. Die minimalistische Benutzeroberfläche unterstützt ein immersives Spielerlebnis.
Die Geschichte wird fragmentarisch erzählt und fordert vom Spieler aktive Interpretation. Diese Form des Storytellings spaltet die Community – sie begeistert Theoretiker, überfordert jedoch Casual-Spieler. Ergänzende Inhalte wie Comics oder Events vertiefen die Lore außerhalb des Spiels.
Im Juni 2025 ist die Spielergemeinschaft aktiv und kreativ: Auf Reddit, Discord und YouTube finden sich unzählige Fanprojekte und Analysen. Die Durchschnittsbewertungen liegen bei 4,3/5 (Google Play) und 4,5/5 (App Store).
Kritik gibt es an der Wiederholung bestimmter Aufgaben und am Mangel an Endgame-Inhalten. Auch technische Probleme – insbesondere bei Android-Geräten mit weniger als 6 GB RAM – bleiben ein Thema. Die Entwickler reagieren regelmäßig mit Patches, doch die Stabilität auf schwächeren Geräten bleibt eine Herausforderung.
Ein weiterer Schwachpunkt ist der bislang eingeschränkte Multiplayer-Modus. Während „Genshin Impact“ kooperative Funktionen bietet, konzentriert sich „Wuthering Waves“ noch auf Einzelspieler-Inhalte. Zukünftige Updates sollen jedoch neue soziale Features bringen.
Aus wirtschaftlicher Sicht ist „Wuthering Waves“ ein strategischer Erfolg. Trotz begrenzten Budgets hat Kuro Game mit einem gezielten Community-Marketing über 85 Millionen Dollar Umsatz in sechs Wochen erzielt – besonders stark in Asien und Nordamerika.
Zwar erreicht es nicht die Umsätze von Genshin Impact (über 250 Millionen im gleichen Zeitraum), doch die Skalierung ist deutlich nachhaltiger. Die Community ist engagiert, und das Studio hat mit Titeln wie „Punishing: Gray Raven“ bereits Erfahrung im Genre.
Bislang gibt es keine Anzeichen für große Partnerschaften im E-Sport-Bereich. Das Spiel konzentriert sich auf PvE-Inhalte. Sollte künftig PvP oder Wettbewerbsformate integriert werden, könnte dies eine neue Zielgruppe erschließen.
Der Vergleich mit „Genshin Impact“ ist nicht ganz fair – beide Spiele verfolgen unterschiedliche Ansätze. Während Genshin auf leicht zugängliche Mechaniken und farbenfrohe Erzählung setzt, punktet „Wuthering Waves“ mit Tiefe, Reaktionsspiel und ernstem Ton.
Für Spieler, die anspruchsvolle Kämpfe und ein düsteres Szenario suchen, ist „Wuthering Waves“ zweifellos attraktiv. Es ersetzt Genshin nicht, bietet jedoch eine ernstzunehmende Alternative. Die Nähe zur Community und regelmäßige Verbesserungen sprechen für das Spiel.
Fazit: Auch wenn „Wuthering Waves“ Genshin Impact global nicht vom Thron stoßen dürfte, etabliert es sich als starke neue Marke. Mit durchdachtem Design, klarer Vision und engagierter Spielerschaft gehört es zu den spannendsten Mobile-RPGs des Jahres 2025.